„Das sind bestimmt die Wechseljahre“
So oft hat Ulla diesen Satz von ihren Freundinnen und auch von ihrem Hausarzt gehört. Langsam fühlt sie sich wie eine Hypochonderin. Sie ist Ende 50 und liebt ihren Beruf als Grundschullehrerin, sie genießt die Urlaube mit ihrem Mann, arbeitet gerne im Garten und verbringt viel Zeit mit ihren zwei kleinen Enkelkindern. Bis auf eine beginnende Osteoporose, die sie versucht, mit viel Bewegung, gesunder Ernährung und Medikamenten, im Griff zu haben, war sie bislang immer gesund. Doch dann fangen die Schmerzen an: zunächst in den Schultern und sie denkt zuerst, dass sie sich bei der Gartenarbeit übernommen habe. Dann werden die Schmerzen immer stärker und treten auch rund um die Hüften auf, nachts schmerzt ihr ganzer Körper und an guten Schlaf ist nicht mehr zu denken. Ihr Hausarzt kann nichts feststellen und schickt sie zum Orthopäden.
Die Röntgenaufnahmen bringen kein Ergebnis, doch sie kann sich nicht recht darüber freuen, da die Schmerzen immer stärker werden. Mittlerweile kommt sie morgens nur mit Mühe aus dem Bett, weil sich der Körper ganz steif anfühlt, nachts schwitzt sie stark und manchmal hat sie auch ein bisschen Fieber. Sie fühlt sich krank und erschöpft. Ihr Arzt schreibt sie krank und schickt sie zu ihrer Frauenärztin, weil er ihre Symptome mit den Wechseljahren in Verbindung bringt. Aber auch die Gynäkologin hat keine Erklärung und gibt Ulla den Rat, es einmal bei einem Rheumatologen zu versuchen. Ulla versucht es in vielen rheumatologischen Praxen, aber sie bekommt keinen Termin. Zufällig erfährt sie, dass im Nachbarort ein Rheumatologe eine Praxis eröffnet und sie kann endlich einen Termin vereinbaren. Schnell wird klar: Ulla leidet nicht an den Wechseljahren, sondern die Symptome, die körperliche Untersuchung und alle Blutwerte sprechen dafür, dass sie von der sogenannten Polymyalgie Rheumatica (PMR) betroffen ist. Sie bekommt Kortison verschrieben und auch, wenn sie viel Respekt vor diesem Medikament hat, nimmt sie es nach Verordnung ein und schnell geht es ihr deutlich besser.